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![]() Motorrad vor Ruinen in Shatili/Georgien |
Wieder einmal zieht es den Kaukasus-Express in den Kaukasus. Mit dem Motorrad durch Georgien zu fahren, immer wieder neue Ecken in diesem kleinen Land zu entdecken. Wir können's einfach nicht lassen. Wie gewohnt gibt es urige Dörfer, hohe Berge, Schotter und Staub, erwürdige Ruinen; harte, aber herzliche Menschen. Wir werden dieses Mal noch mehr Motorräder treffen als auf den letzten Reisen. Von blitzblank geputzten österreichischen Russengespannen bis hin zu aus tiefen Schluchten geborgenen fahrbaren japanischen Zweiradruinen. Dieses Mal ist querbeet alles dabei. Wir erleben Einladungen von Einheimischen, Tschatscha aus Gläsern im Holzverschlag, Großstadtpanorama in Tbilisi von Horizont zu Horizont. Georgien in abweisend kalt Nähe Oni. Georgien in herzlich warm in vielen anderen Ecken. Vieles hat sich verändert. Vieles bleibt konstant. Georgien mit dem Motorrad 2015. |
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An der Grenze will man uns etwas näher auseinandernehmen. Aber einer der Grenzer spricht die gleiche Sprache wie wir. Wird gepackt von unserer Begeisterung bzgl. seines Landes, trinkt verbal mit uns den ersten Tschatscha, freut sich über die Motorräder. Und schwups - simmer durch. Georgien, altes Haus! Da simmer wieder! Und genau wie ein oller, warmer, so richtich abgelatschter Hausschuh nimmt es uns auf, das Land südlich des großen Kaukasus, das unser Herz gefangen hat. Georgien, wie es leibt und lebt. Ex-russische Relikte an allen Ecken und Enden. Die gelben, oberirdischen Gasleitungen neben der Straße. Die zwischen alt-ehrwürdigen Gemäuern eingepflanzten Plattenbauten, das kleine Magasin am Wegesrand... Spätestens als wir einen alten, verbeulten, russischen Ural überholen - am Seitenspiegel hängt ein leicht runtergekommen wirkender Genosse in tarnfleck wild eine Wodkaflasche schwenkend, der typische Abgasbrodem eines Urals schwängert schwer die Luft - da wissen wir: Wir sind daheim! Georgien, Du wildes Mädchen! Du hast uns wieder! |
![]() Erster Abend in Georgien, Zeltaufbau Weiterführende Infos: - Georgien (umfassende Infos) - Georgien (Sakartwelo - საქართველო) - Getränk Tschatscha - LKW URAL-4320, LKW URAL-375D |
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Eigentlich ist es kurz erzählt. Aber es lohnt sich, kurz auszuholen: Seit Jahren sind wir zusammen unterwegs. Und seit Jahren beharre ich stetig darauf, daß wir jederzeit genug Wasser dabeihaben. Eine Anderthalb-Liter-Flasche pro Mann schad't nix, kann aber im Falle des Falles das Zünglein an der Waage darstellen. So auch dieses Mal. Kurz vor Grenzübertritt gebe ich nochmal Laut. Wasser fassen! Achwo... hab doch noch'n Schluck... trinke doch eh kaum was... wozu soviel mit rumschleppen. ![]() Nächtliches Begießen der 'Heimkehr' |
Es wird ein sehr geselliger Abend mitten im Grünen versteckt hinter einer Bergkuppe mit grandiosem Ausblick in die Weite. Wir verhaften alles, was an Hartspritvorräten noch übrig geblieben ist. Machen Platz für Ausfuhr-Tschatscha. Beißen nochmal so richtig schön ab. Lassen es krachen und uns gutgehn... Nächster Morgen: Ich krieche als erster aus dem Zelt, begrüße einen herrlichen georgischen Morgen, huldige den wundervollen, weiten grünen Hügeln, verbeuge mich vor der Schönheit meines Ringsums und will meine verbliebene Wasserflasche greifen - als Tankwagen und manchmal Mutti der ignoranten Mannschaft schleppe ich üblicherweise ein bis zwei Zusatzwasserflaschen, die uns für Tütensuppe, Kaffee und andere Gelegenheiten schon hinlänglich oft den Allerwertesten gerettet haben - ich greife also zu... und fasse ins Leere... Es ist nicht zu glauben! Erst kein Wasser mitnehmen wollen und dann mir den letzten Rest klauen! Bande! Später wird ein reumütig grinsender Recke mit Katerspuren jammern "...mußte dringend raus zum XXXissen, hatte so einen unglaublichen Brand ... und Deine Flasche war die letzte...". Den Lumpen is wirklich nüscht heilich! Erst saufen'se das Morgenkaffeewasser wech und dann auch noch die letzte Reserve... |
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"Im Walde zwei Wege boten sich mir dar und ich ging den, der weniger betreten war - und das veränderte mein Leben." Ausschnitt einer dt. Übersetzung (Übersetzer/Autor unbekannt) |
The Road Not Taken Two roads diverged in a yellow wood, And sorry I could not travel both And be one traveler, long I stood And looked down one as far as I could To where it bent in the undergrowth; Then took the other, as just as fair And having perhaps the better claim, Because it was grassy and wanted wear; Though as for that the passing there Had worn them really about the same, And both that morning equally lay In leaves no step had trodden black. Oh, I kept the first for another day! Yet knowing how way leads on to way, I doubted if I should ever come back. I shall be telling this with a sigh Somewhere ages and ages hence: Two roads diverged in a wood, and I — I took the one less traveled by, And that has made all the difference. Robert Frost, "The Road not Taken", 1916 Quelle: Wikipedia |
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Heiho! Taktischer Fehler! Wir sind auf die E60 von Tbilissi gen Kutaisi aufgefahren. Und hier wird noch gefahren! Jawoll! Hier hat man das Messer zwischen den Zähnen! Hier hat man's eilig! Hier wird ernst gemacht! Hier überholen LKWs rasant PKWs trotz Gegenverkehr. Hier wird auch mal vor unseren Augen ein Transit in den Straßengraben abgedrängt. Fußgänger haben hier noch Respekt! Jawoll! Hier wird noch gerannt, wenn die Vorderräder nicht schneller waren...![]() GS im Stadtzentrum von Kutaisi |
Welch angenehm-ruhigen Kontrast doch Kutaisi dagegen darstellt... Ruhige Straßen; viele, altehrwürdige Gebäude; grüne Parkanlagen. Das Stadtzentrum hüllt sich in den Mantel angenehmer Gelassenheit. Viele Menschen flanieren durch die Straßen, beleben die Parkanlagen, schwatzen auf Bänken im lauen Sommerlüftchen, vergnügen sich in den zahlreichen kleinen Kaffees. Die Fassaden versprühen Grandesse. Sprechen Bände von vergangener Größe. Atmen den Körper lang zurückliegender Geschichte. Einen harten Kontrast bilden die abend- und nächtlichen Hinterhöfe und Gassen. Hier wird aus Körben und PKWs verkauft und gefeilscht. Hier herrscht eine gewisse Düsterkeit. Man stößt auf Verfall, bröckelnde Monumente und Vergang. Wobei es nichtsdestotrotz nie unangenehm wird. Selbst nachts sind viele Kaffees und Kneipen vollbesetzt. Die Menschen genießen die laue Sommerluft. Die Straßen sind voll. Es bleibt eine teils düstere - nichtsdestotrotz angenehme - Atmosphäre in der zweitgrößten Stadt Georgiens. Der nächste Morgen wird mit einem leckeren Stück Torte an edlem Porzellan im kleinen Straßencafe versüßt. Kutaisi, Du unbekannte Perle, wir sehen uns wieder auf Porzellankaffee, Torte und nächtliche Streifzüge... Weiterführende Infos: - Stadt Kutaisi - Webseite Kutaisi (georgisch & englisch) - Region Imeretien - Stadt Tbilissi (Tiflis) |
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![]() Elektro-Dusche in Kutaisi |
Den letzten beißen die Hunde. Alte Weisheit. Paßt immer wieder. So auch heuer. Herzlich willkommen in einer kleinen gefließten Kemenate in einem ausgesprochen großzügigen Altbau in Kutaisi voller Pomp und Gloria - trotz Eingang via Hinterhof. Die Kollegen sind bereits fertig. Ich betrete das Bad, welches in aller Bescheidenheit und Knappheit sowohl Toilette, Dusche als auch einen Schalter oberhalb der Dusche zum Einschalten des Heißwassers beherbergt. Kollege Schalter bammelt lieblos an einem freihängenden und irgendwie nur wenig vertrauenerweckenden Kabel welches nach kurzem Wege im unendlichen Nirvana dunkler Maueröffnungen a la Kutaisi verschwindet. Nun hat feuchtes, warmes Wasser bekanntlich die Angewohnheit in kleinen, engen Räumen sich aufzustauen - entweder in Fützen, Tropfen oder Nebel. Hier auch mal in allen Varianten gleichzeitig. Warmduschenderweis gebe ich der Sache Vorschub und frage mich mehrmals, ob ich mir das leichte Zwicken nur einbilde. Bis ich den metallenen Wasserhahn anfasse... Heidewitzka! Was kann so eine Dusche in Kutaisi belebend wirken... |
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Altobelli! Was knurrt der Magen! Zum Niederknien! Kein Wunder, liegt doch das heuer Morgen verzehrte, hervorragende Stück Torte im kleinen Straßencafe uns'rer gestrigen Vermieterin in Kutaisi mittlerweile 75 Kilometer hinter uns. 75 interessante, langsame, staubige, teils mit Flüchen asphaltierte, Trampolin-Trudes malträtiertes Fahrwerk mordende, dem beinahe allwissenden Google vollkommen unbekannte Kilometer querbeet durch die Hinterhöfe und Schrebergärten Ratscha-Letschchumis und Niederswanetiens wohlgemerkt. Uns gelüstet es nun dringlich nach Haute cuisine a la Grusia und so kehren wir ein in eines der besten Häuser am Platze - also zumindest dem einzigen, welches wir in Ambrolauri haben auftun können, und lassen unseren tiefsten menschlichen Bedürfnissen freien Lauf. Optisch ein wenig an Hühnerfuß erinnernd, mundet das Mahl wirklich hervorragendst im lieblichen Verschlage handgeklöppelter Metallplattenwände, die Wintermahlzeiten nur für die hartgesottensten vermuten lassen. Als kurz nach uns - vermutlich extra zu unserer persönlichen Bespaßung engagiert - ein Bus voll israelischer "Folgt-dem-grünen-Schirmchen"-Touristen auftaucht, hat der Tag nicht nur Struktur, sondern ist bereits gegen Mittag nahezu perfekt. Auf der Showbühne zetert und feilscht man hart untereinander, was denn zu bestellen wäre. Die armen Georgier - wissend eine Standard-Mahlzeit aus dem gaaanz großen Topf zur Verfügung zu haben - harren seelenruhig dem Spektakel, derweil 20 Leute in nichtverstandenem, eeextraaa-langsamem Kindersprachen-Englisch versuchen, jeder etwas anderes aus der nicht vorhandenen Karte zu ordern. Schlußendlich erhebt sich eine Walküre - vermutlich Mrs. Grünschirm, haut so furchteinflößend auf die Tafel, daß selbst der auf den Weltfrieden trinkende Georgier am Nachbartisch zusammenzuckt und beinahe mit verschüttetem Tschatscha ein Loch in die Blümchentischdecke äzt. Vor meinem inneren Auge spielen sich Szenen ab wie Mrs. Grünschirm die arme Küchenmaus am Nylon-Kittel-Revers greift, auf 1,95m Augenhöhe bringt und zischt: "ESSEN! SOFORT!" |
![]() [ Klick vergrößert Bild ] Nuja, die gesamte, erstaunte Mannschaft wird je einen Teller optisch Hühnerfuß-ähnliche, geschmacklich hervorragende Materie aus dem gaaanz großen Topf bekommen. Und dann trinkt man in der Küche zur Beruhigung erstmal schnell einen auf den Weltfrieden und die Völkerverständigung. Und bevor wir gleich stantepede auch in die Küche umziehen, um mitzuhelfen, satteln wir doch lieber ganz schnell draußen wieder die Pferde nachdem wir uns nett verabschiedet haben, um uns in Oni mal zünftig und knackig von der Staatsgewalt begrüßen zu lassen. Auf geht's... Weiterführende Infos: - Region Ratscha-Letschchumi, Niederswanetien - Stadt Ambrolauri - Stadt Oni - Fahrzeug GAZ 69 - Fahrzeug UAZ 469 |
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Hier oben - ganz dicht neben Süd-Ossetien, irgendwie etwas einsam und noch etwas abgelegener als andere Eckchen Georgiens; hier oben also, wo sich Fuchs und Hase gemeinsam mit den Geistern der hohen Berge gute Nacht sagen, da scheint man etwas nervöser, etwas mißtrauischer, etwas lockerer am Abzug als anderswo. Genaugenommen befinden wir uns auf der alten Ossetischen Heerstraße, die früher - vor Bau des Roki-Tunnels, der Süd- und Nord-Ossetien verbindet - eine der zwei bedeutenden Transkaukasus-Verbindungsstraßen darstellte. Heute bedeutungslos und seit dem Kaukasischen Fünftagekrieg in 2008 blockiert, verband sie die Städte Kutaisi (Georgien) und Wladikawkas (Rußland) via Ambrolauri, Oni, Mamison-Paß und Alagir. Wir tuckern gerade durch Oni, um gen Ghebi und evtl. Shovi eine weitere uns bis dato unbekannte georgische Ecke unter die Räder zu nehmen, als von hinten ein Geländewagen heranprescht und wir von mehreren männlichen Vertretern der Staatsgewalt in Zivil etwas undiplomatisch zum Anhalten mit nachfolgend zügigem Pläuschchen ermuntert werden. Man stoppt uns nicht, schickt uns nicht zurück, aber der angeschlagene Stakkato-Unterton läßt einen leicht nervösen Finger am Abzug vermuten. Die sonst überall anzutreffende Freundlichkeit der Georgier - auch sie hat im Laufe der Jahre einem winzigen Anflug von Distanz Platz machen müssen - ist hier in dieser Region schwer zu finden. Wirtschaftlicher Niedergang und die strategisch seit dem Krieg in 2008 unheilschwangere Nähe zu Süd-Ossetien haben tiefe Spuren in den Menschen hinterlassen. Wir werden dies nicht nur in Oni, sondern auch in Ghebi am nord-westlichen Ende des Weges zu spüren bekommen. Fremde sind hier geduldet, aber sichtbar nicht erwünscht. |
![]() [ Klick vergrößert Bild ] Auch kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, daß unsere dicken - wenn auch teils alten und angeschlagenen - Motorräder hier als so passend wahrgenommen werden wie Kühe auf dem Mond. Den Schlenker Richtung Shovi, Mamison-Paß und Süd-Ossetien sparen wir uns kurzerhand. Man muß ja nicht finalamente sehenden Auges in offene Messer laufen, wenn man sich schon kackfrech dranvorbeischlängelt. Und die angekündigten Kühen kommen gleich... Weiterführende Infos: - Landkarte Trans-Kaukasus-Paß-Straßen - Ossetische Heerstraße - Georgische Heerstraße - Roki-Tunnel - Mamison Paß (engl.) - Stadt Alagir - Stadt Wladikawkas - Kaukasischer Fünftagekrieg 2008 |
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Man kann wohl wirklich guten Mutes verlauten lassen, wir stünden hier zu Füßen der Ausläufer des hohen Kaukasus am Ende der Welt. Am Ende einer - selbst für Georgien einsam gelegenen - 40km-Sackgasse. Mit einem Fuß in Süd-Ossetien. Auf kürzestem Wege fast 4.000km fern der Heimat. Im Kiesbett des Rioni-Flusses nordwestlich von Ghebi. Also kurz: Irgendwie wirklich ernsthaft am Ende der Welt. Um uns herum ein paar freundliche Kollegen, die mit alter 8-Zylinder-Russentechnik Kay begeistern und am Malochen sind, um die Folgen des letzten Hochwassers auszumerzen. ![]() Liebevoll verzierte LKW-Front |
Und was sehen wir da? Es ist einer dieser sehr seltenen Momente, wo man ernsthaft aufgrund des kaum schon nicht mehr zu glaubenden Zufalls ins Zweifeln gerät... Da steht ernsthaft ein Transporter mit teils noch entzifferbarer Schrift "Holzbau Esche, Hasselfelde". Wir mußten also erst fast 5.000 Kilometer durch die Welt hirschen, bergauf und bergab, durch Nebel und Regen, Polizeikontrollen und wilden Verkehr. Und das alles, um am Ende jedweden befahrbaren Weges, direkt am Fuße der Bergriesen des Hohen Kaukasus neben einem Transporter zu stehen, der vormals in unserem eigenen Heimatort - dem Start der Reise - keine 250m Luftlinie entfernt der eigenen vier Wände jeden Abend schlafen ging... Weiterführende Infos: - Fluß Rioni - Region Südossetien |
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Egal, wo man als Westeuropäer geht und steht, Georgien wirft überall optisch auffällige Blickpunkte in die Wagschale an denen sich das Auge festbeißt und verharrt. Hier sind es die Kühe auf der Straße. Dort die alte Russen-Technik. Anderswo die Gebäude. Und genau um jene soll es kurz gehen. Wobei ich weniger auf die nochmal speziellere alte Architektur Georgiens - die Kirchen, die Wehr- und Wohntürme der Berge - sondern eher auf die überall auftretende Alltags-Architektur abstellen möchte. Dörfer kann man diesbzgl. meist außen vorlassen. Aber sobald die Siedlungen etwas größer werden, mehrstöckige Häuser ins Spiel kommen, wird es putzig. Denn genau dort fängt er an, der Widerstreit zwischen prä-sowjetischer Grandesse - Gebäuden mit großartigen Verzierungen, Säulen, Erkern & optischen Spielereien, die auf eine lang verflossene, große Geschichte hinweisen; die von guten Zeiten, Glanz und Pomp erzählen; bei denen das Auge regelmäßig das Staunen anfängt - und der schlichten, grauen Zweckmäßigkeit sowjet-kommunistischer Zeiten in Form schlichter grauer Plattenbauten. Ihnen allen gemein - egal ob Glanz & Gloria oder schlichter Schuhkarton - ist der allgemeine schlechte Zustand; der Verfall der Baumaterie an allen Ecken und Enden. Da bröckelt Putz. Da fehlt eine Scheibe. Bunte Farben sind kaum zu sehen. Die großen Zeiten scheinen vorerst vorbei. Hoffen wir, daß es bald wieder aufwärts geht. Und seien wir froh, daß wir auch den aktuellen Zustand mit seinem morbiden Charme haben erleben dürfen. |
![]() [ Klick vergrößert Bild ] ![]() [ Klick vergrößert Bild ] Weiterführende Infos: - Architektur Georgien |
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Chiatura/Tschiatura - die Stadt der Seilbahnen, westlich Süd-Ossetiens gelegen - und ich haben einen gar feucht-fröhlich, spritzigen Einstieg miteinander. Derweil im Hintergrund das große Denkmal und der optisch eher einem Zeltlager als einem Hochhaus gleichende Plattenbau - Ofenrohre ragen aus den per Folie abgedichteten Balkons; zwei, drei der Geländer zum Schutze vor dem Abgrund haben sich bereits davongemacht - derweil also Denkmal und Zeltlager-Hochhaus unser Stelldichein von drei Motorrädern und vier Hansels beobachten, der Tankwart unbedingt das Betanken selbst in die Hand nehmen will und ich mich folglich in die erstaunliche Fassade des Stapel-Zeltlagers vertiefe, klemmt die Benzinpistole erst ein wenig störrisch, um hernach dafür voller Enthusiasmus alles auf einmal herzugeben. |
Der Tankwart scheint den C-Rohr-ähnlichen Benzin-Schlauch kurzzeitig nicht bändigen zu können. Der gute Stoff geht voller Schmackes in weitem Bogen über den Tank hinweg und begibt sich - widerwillig den Prinzipien von Kohäsion und Adhäsion folgend - auf meinem T-Shirt und meiner Hose von Brust bis Knie in aromatisch wertvolle Parkposition. Passend zur uns umgebenden generellen Gelassenheit ergeb ich mich halbwegs entspannt dem Schicksal, vertrau auf des Problemes Lösung durch Klärchen und Kollege Fahrtwind und stolpere genauso ahnungslos wie die Kollegen in ein auffällig morbides Kleinod ehemaliger Größe und aktuellen Zerfalls. |
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Die Stadt Chiatura und ihr Bergbau - vor dem ersten Weltkrieg mit 50% Anteil am Weltexport größter Manganerzproduzent der Welt - befand sich ab 1879 weitestgehend unter der Führung deutscher Unternehmen. Später stellten die in Chiatura zu Tage geförderten Erze die Grundlage für den Aufbau sowohl russischer als auch georgischer Schwerindustrie dar. Ein äußerst interessanter Aspekt georgischer Geschichte findet sich im am 28. August 1924 durch georgische Rebellen initiierten August-Aufstand. Besagte Rebellion nahm an diesem Tage in Chiatura ihren Anfang, wurde jedoch später durch die russischen Besatzer blutigst niedergeschlagen (siehe weiterführende Informationen). Chiatura zieht das Auge des Betrachters besonders durch zwei extrem markante, nicht zu übersehende Sonderbarkeiten in seinen Bann: a) allenthalben sichtbarer, einen morbiden Charme verbreitender Verfall und b) davon nicht eben ausgenommen annähernd 80 Seilbahnen, deren Seile sich wie ein riesiges Spinnennetz über und rings um die gesamte Stadt erstrecken. Beide - sowohl Verfall als auch die Unmengen an Seilbahnen über der Stadt - stellen schlicht ein faszinierendes Bild dar. Egal, wohin man schaut, das Auge wird vielerorts auf Rost, verfallende Gebäude, marode Eisenbahnen und Waggons, wie mahnende Zeigefinger in den Himmel ragende Strommasten und andere, einen sehr speziellen Charme verbreitende Dinge treffen. Für uns erstaunlich. Für die Bewohner der Stadt schlicht makabere Realität. Das weitgehende Ende der Erzförderung als auch der Zusammenbruch der Sowjetunion sorgte für einen harten Niedergang der früher so relevanten Stadt. Die gesamte zum Leben notwendige Infrastruktur der Stadt wie Gas-, Wasser- und Stromversorgung befindet sich in sehr desolatem Zustand. |
![]() [ Klick vergrößert Bild ] Wohnungen werden angeblich per Holzöfen beheizt, was u.A. auch die Ofenrohre auf den Balkonen des weiter oben besagten Hochhauses erklärt. Nichtsdestotrotz: Es gibt eine florierende Promenade mit Wechselstuben, Geschäften und Bankautomat. Man spaziert mit vielen anderen unter dem dichten Blätterdach hoher Bäume. Die Straßen sind voller Menschen - interessiert und freundlich. Als wir einmal halten, bildet sich um uns sofort eine große Menschentraube. Wir werden nett angesprochen. Chiatura ist eine faszinierende Stadt und scheint in jeder Hinsicht einen Stop und nähere Erkundung wert. Weiterführende Infos: - Tschiatura (wikipedia) - Bilder Stadt, Seilbahnen (wikimedia commons) - Tolle Bilder (ostblog.org) - Bericht (trampelpvad.wordpress) - August-Aufstand (wikipedia) - Mönch auf Katskhi-Säule [1], [2], [3] |
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Längst haben wir gelernt: In anderen Ecken der Welt mißt man der Definition "schlechter Weg" samt adäquaten, dazu passenden Fahrzeugen eine ganz andere Bedeutung bei als in Westeuropa. Genauso läuft es auch hier in Georgien. Aber wo kommen bloß diese Unmengen von Kleinbussen vollbesetzt mit jungen Leuten her auf dieser ollen Piste hoch in die Berge gen Shatili? Sie alle - hunderte - kommen vom gestrigen Shatiloba-Folk-Festival, welches jährlich in Shatili stattfindet und das 60-Seelen-Örtchen in einen riesigen, mittelalterlichen Rummel in einem Ambiente, welches man sich toller nicht vorstellen könnte, verwandelt. Und wir kommen ahnungslos genau einen Tag zu spät... Das Bergdorf Shatili liegt einsam im Tal des Argun kurz vor der Georgisch-Tschetschenischen Grenze. Man erreicht es ab Zhinvali über ca. 90km mehr oder minder raue Piste. Dabei überquert man den Datwi-Jwari-/Kreuzbären-Paß (2.679m). Nach weiteren - noch einmal wesentlich raueren - 10 Kilometern erreicht man die verlassene Bergfestung Mutso - man würde glatt vorbeifahren an den kaum sichtbaren, sich oben in den Felsen versteckenden Gebäuden, würden nicht Baucontainer und später georgische Grenzposten auf Mutsos Existenz hinweisen. Ohne es näher zu bemerken nähert man sich zwischenzeitlich der tschetschenischen Grenze auf weniger als einen Kilometer. Würde man einfach dem Argun-Fluß folgen, wäre man 1, 2, 3 in Rußland. Sowohl Shatili als auch Mutso blicken auf eine lange und bewegte Vergangenheit zurück. Die Bauweise - extrem exakt behauene Steine gefügt mit Mörtel zu festungsartigen Wohn- und Wehrtürmen - ist typisch für alte chewsuretische Bergdörfer. |
![]() [ Klick vergrößert Bild ] Die faszinierende Gegend als auch die beiden Bergdörfer sind einen nicht ganz simplen Ausflug auf jeden Fall wert. Und wer noch ein paar Schritte Fußmarsch nicht scheut, für den könnte die ausschließlich auf Schusters Rappen zurückzulegende Verbindung Mutso - Omalo über den knapp 3.500m hohen Atsunta-Paß auch eine Überlegung wert sein. Alsdenn: Auf geht's... Weiterführende Infos: - Region Chewsuretien - Dorf Shatili [1], [2] - Festung Mutso - Shatiloba-Folk-Festival - Fluß Argun - Trekking-Tour Shatili-Omalo - Fotos Atsunta-Paß Aufstieg [1], [2] |
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Oha! Bevor ich's vergeß: Wir straucheln gerade auf interessante, teils akrobatische Art und Weise durch Shatili; erklettern steile Pfade, steigen in Baumstämme gehauene Stufen hinauf, erklettern Leitern, geben acht auf teils tiefe und halsbrecherische Löcher und Abhänge, haben das unbegrenzte, schwindelerregend hohe Dach eines Gebäudes erreicht, als mehrere georgische Damen - vermutlich aus der großen Stadt - in Kleidchen, teils Highheels und Co auftauchen. Also genau genommen taucht als erstes ein kleines Etwas auf. Gefolgt von einem in die Höhe gerecktem Skistock-ähnlichem Etwas. Und dann längere Zeit erstmal nix. Kurze Zeit später stakst das - zugegeben: ausgesprochen hübsche - Mäusken mit Smartphone an Selfie-Stick an lang ausgestrecktem Arm entlang halsbrecherischer Dachkanten, lockerer Steinhaufen und sich plötzlich auftuender Löcher im Dach mopsfidel durch die Gegend. |
Daß es wirklich einfach nur dämlich aussah, geschenkt. Kee Problem. Aber Schneggel, wenn ich vor Deinem Knüppel in Deckung gehen muß - oder schlimmer: Dir hinterherwinken, wenn Du absegelst und aus 20m Höhe georgischen Bergboden einer näheren Inspektion unterziehst, das tangiert mich dann doch a weng... Fällt mir ein - neulich irgendwo gehört/gelesen: Eine dt. Stadt hat in ihre Fußgänger-Ampel-Anlagen rote Warnlichter im Straßenbelag integriert, die bei Rot blinken, weil es bereits zu mehreren Unfällen mit auf ihr Handy starrenden Passanten kam. Schöne Idee. Aber macht's Euch doch nicht so schwer. Schon Darwin postulierte den Gedanken der natürlichen Auslese. Gut, den Lemmingen konnte man auch mal nen Fallschirm mitgeben. Aber auch die waren irgendwann mal alle... |
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Es sind die Begegnungen, die Begegnungen mit wildfremden, üblicherweise freundlichen, offenen, nicht selten regelrecht herzlichen Menschen, die das Salz in der Suppe einer solchen Reise ausmachen. Die sich tief in's Gedächtnis einprägen. Sich unwiderruflich im Kopf festsetzen. Wir werden bspw. eines Abends im Vorbeigehen von zwei älteren Georgiern angesprochen. Freunde, die sich lange nicht mehr gesehen haben und nun seit mehreren Tagen ununterbrochen ihre Wiedersehensfreude begossen haben. Heute sehen sie beide wirklich hart angeschlagen aus, aber egal wie - mit uns müsse man schlicht auch noch einen Tschatscha trinken. Eine Runde ergibt die andere. Die beiden wechseln sich ab. Wir werden ins Haus des einen - ein bekannter Künstler aus Tbilisi - eingeladen. |
Evtl. ist es nicht der Weisheit letzter Schluß, daß wir doch dankend ablehnen und auf unsere gerade bezogene Unterkunft beharren. Vermutlich verharren wir manchmal doch schlicht zu sehr in uns bekannten Mustern. Schlußendlich werden wir dort mit einem israelischen Päärchen zusammen den späteren Abend feucht-fröhlich verbringen und auch dort sehr viel über uns nicht übermäßig geläufige Kulturen kennenlernen, eine Menge Spaß haben. Es sind die Menschen, mit denen man in Kontakt kommt, die tiefeinschneidende Erfahrungen hinterlassen. |
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Da stehen wir so vor der wunderschönen Kulisse altehrwürdiger Gebäude in Shatili, umringt von erhabenen Bergriesen des Hohen Kaukasus; weiße Wölkchen vor perfektem, blauen Himmel hier, dräuende Gewitterwolken zwischen zwei Gipfeln da; soeben haben mir eine georgische Reporterin und ihr Kameramann ein kurzes Interview abgerungen, als es in die nächste einprägsam denkwürdige Runde gehen soll. Die Arena betritt - nunja, genaugenommen fahren die Reporter einfach nur ihren Kleinbus beiseite - ein junger, estonischer Recke mit gewinnendem Lächeln, seiner gelben Super-Tenere und doppelt soviel Gepäck wie dem uns'rigen. Man kommt ins Gespräch. Er ist allein unterwegs. Hat schon einige Kämpfe ausfechten müssen. Hat es sich selten leicht gemacht. Mit seinem Mopped läuft er nicht immer d'accord. Dort diese Reparatur. Hier jene. Über den Paß, den man zwangsweise überwinden muß, um gen Shatili zu gelangen, kam er nur im ersten Gang mit Vergaser-Zerlegung und Nadel umhängen. Und dann wird's Zeit für mich, den Sturzhelm aufzusetzen. Er beginnt ernsthaft und voller Inbrunst, mir einen Vortrag über die Vorzüge seiner Super-Tenere gegenüber meiner Africa Twin zu geben. Mehr Leistung. Besseres Fahrwerk. Verbrauch. Gewicht. Geländegängigkeit, etc. Mir klingeln die Ohren. Über meiner Twin scheinen sich dunkle Wolken zusammenzubrauen. Und irgendwann kommt der finale, der vernichtende, alles klarmachende Dolchstoß mitten ins Herz: "Tja, hätt'ste Dir mal ein vernünftiges Motorrad zugelegt". Verdammt! Oh nein! Ich bin unwürdig! Ich Wicht! Ich Wurm! Mit einem unbrauchbaren Klepper von Zweirad. Einem unbrauchbaren Klepper, der den Rückweg von Shatili auf die Paßhöhe in 35 Minuten erledigen wird, um die 1,5h Vorsprung der |
![]() Die Unwürdige in Shatili Kumpels wieder aufzuholen, die ab Mutso zurück vorausfahren derweil ich erst noch hoch gen Mutso aufsteige, durch die Ruinen turne, mich gen Shatili nochmal herzlich mit einer Potsdamer Wandergruppe unterhalte, in Shatili 3 Flaschen Tschatscha erwerbe - natürlich erst, nachdem ich mit der sehr attraktiven Schwester auf die Verkäuferin habe warten müssen. Der olle Klepper wird den ersten Kollejen vor dem Erreichen der Paßhöhe überrunden und oben auf ihn warten. Ohne Vergaserausbau und Co. Mit nem vernünftigen Motorrad hätt's natürlich nicht so lang gedauert... Auf dem gesamten Rückweg gen Heimat kann ich übrigens getrost durchweg meinen Helm auflassen, da ich von den Jungens an allen möglichen und unmöglichen Ecken wieder auf meine Schmach aufmerksam gemacht werde: "Tja, hätt'ste Dir mal'n vernünftiges Motorrad zugelegt...", "Na, vielleicht doch besser ne Super-Tätärä besorgen?", "Es ist nie zu spät auf ein vernünftiges Motorrad umzusteigen...". |
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Beim Gedanken an die gleich folgenden Erinnerungen zieht sich mir selbst jetzt noch vor Schmerz das Herz zusammen. Tränen wollen vor meinem inneren Auge heimlich der Gravitation Tribut zollen. Niedergeschlagenheit macht sich breit. Aber von vorn:![]() AT light nach 20m-Sturz |
Die Jungens vom Riders Dream Moto Club Akhaltsikhe machen einen schnellen Ausflug und lassen's krachen. Allerdings - und nu wird's langsam tragisch - verpaßt einer von ihnen die Ausfahrt. Auf der Schotterstraße gen Shatili. Dort, wo die bewaldeten Ecken in die freien Hochflächen unterhalb des Passes übergehen. Ja, genau da, wo rechterhand so ein paar schicke Schluchten mit sprudelnden Bergbächen so 20, 30 Meter tiefer ihr Dasein fristen. Und genau dort hat der Kollege die Ausfahrt verpaßt - genaugenommen war da gar keine Ausfahrt; er hat also die Ausfahrt verpaßt und ganz unten im Schatten - von kühlem Bergbachwasser erfrischt - ist das Motorrad von selbst ausgegangen. Nun steht sie genau vor mir und es bricht mir das Herz! Das Häufchen Elend war bis vor ner Stunde eine komplette Africa Twin! Nachdem die Jungens mit vereinten Kräften Mann und Maus wieder gerettet hatten - unnötigen Ballasts hatte das Häschen sich kurzerhand entledigt - stellte man erstaunt fest, daß selbst die komplett geflutete Twin-Ruine beim ersten Druck auf's Starterknöpfchen direktamente wieder zum Leben erwachte und - ... - weiterfuhr. Ich hoffe, Ihr hattet noch eine schöne Zeit und habt's heile bis daheim geschafft. Alles Gute und immer eine Handbreit Platz! Achja, falls es hilft: "Tja, hätt'ste Dir mal'n vernünftiges Motorrad zugelegt..." - mit ner Super-Tätärä wär das wahrscheinlich nicht passiert... |
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So, Freunde der Nacht! Klischee-Bedienungs-Zeit! Am besten ein, zwei Klischees über uns selbst. Feuer frei... Tages-Aufgabe: Bewege 5 sehr breit bauende 25L-Kunststoff-Kanister von A nach B. Fülle sie dort mit Wasser. Bring sie wieder von B nach A. Distanz 500m. Erlaubte Hilfsmittel ausschließlich das, was man direkt bei sich trägt. Lösung westlicher Konsument: Tritt auf - Vorsicht Klischee, nicht pauschalisierbar, aber auch nicht unwahrscheinlich - das unbewußt verwöhnte, behütete Kind westlicher Konsum-Gefilde, denkt traurig an den täglich bewegten dicken SUV/PKW - HA! Darfste nich! - und macht sich per pedes auf den Weg. 5 sehr breit bauende 25L-Kanister. Pro Hand einer. Maximal zwei auf dem Hinweg. Zurück mit 50L maximal je Hand einer. Mehrmals unterwegs absetzen. Macht: 2x hin + 3x zurück = 2,5km Fußweg. Lösung Georgien, Bergdorf: Das Spielfeld betritt - ok, auch hier Klischee - der olle, lächelnde Georgier mit 3-Tage-Stoppeln um die Nase - laßt ihn uns Georgi nennen, grüßt den Nachbarn, setzt sich und man trinkt erstmal ganz in Ruhe ein Gläschen auf den Weltfrieden, debattiert über's Wetter, grüßt die Postfrau, erfährt von ihr die neuesten Nachrichten aus dem Nachbardorf, geht nochmal kurz nach den Schafen und Ziegen kucken, trinkt nochmal mit dem Nachbarn auf den Weltfrieden... und setzt zum großen Schlag an... |
Aus der Tasche wird eine Schnur befördert. Man schlingt sie mit ausreichend Spiel um alle 5 Kanister - trinkt nochmal einen auf den Weltfrieden! - und dann geht's los: Georgi - lacht - gemütlich vorn weg und im Gänsemarsch an der Schnur folgen 5 dicke Kanister die Straße hinunter wie Pitterchen und Patterchen. Da das mit einem Stück polsterndem Stoff um die Schnur - Georgi nimmt einfach sein Hemd - auch rückwärts mit etwas mehr Anstrengung gut funktioniert, erhalten wir folgendes... Resultat: Westler: 2,5km Fußweg, mind. eine Stunde Zeit verbatzt, fix und foxi, Schnauze voll Georgi: 1km Fußweg, zufrieden mit der Welt, Schafe und Ziegen versorgt, Nachbarschaftsbeziehungen gepflegt, gut informiert, auch voll 1:0 Georgien. Georgischen Teil erlebt westlich Tbilisi (Tiflis). Rest hahnebüchen, ketzerisch konstruiert. 09:30 in Deutschland. Werktag. Gemütlicher Balkon. Ein perfekter blauer Himmel. Sieben Flugzeuge über roten Dächern. Schwalben fliegen. Ein angenehmes, sanftes Lüftchen trägt Pusteblumensamen durch die Luft. Ein kühles Bierchen in der Hand denk ich an Georgi, muß lachen und trinke auf Dich, lieber Leser, Georgi und den Weltfrieden... ;) |
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Hartmut. Wir halten westlich des Paravani-Sees am Straßenrand an einer Imbißbude, um den dringend zu stillenden körperlichen Gelüsten zu fröhnen. Das Essen schmeckt. Aber das supersüße Getränk nicht zu entziffernder Herkunft und Bestimmung verklebt den Speisetrakt höchst erfolgreich. Plötzlich ein herzliches Zwei-Zylindern aus östlicher Richtung. Neben unseren drei Mopeten hält am Straßenrand eine TransAlp. Gleiches Modell wie Kays Trampolin-Trude, die sich trotz fehlender Dämpfung durch beherzten Einsatz unseres Profis mit einigen Abstrichen - evtl. wäre sie für uns unfahrbar gewesen - hat durch Dick und Dünn treiben lassen (er mußte glücklicherweise langsam prügeln, um nicht von der Straße zu fliegen - was uns nicht ganz so alt hat aussehen lassen...). Steht da also Hartmuts TransAlp. Mit Selbstbaukoffern, Topcase, Zusatztanks und Co bis zum Horizont. |
Bepackt bis Anschlag. Kay wird später draufsitzen und meinen, daß dieses Fahrzeug 100 Kilo mehr wiegt als seines. Ich werde mich verweigern, weil ich Sorge hege, von diesem Gefährt nicht heil wieder herunterzukommen. Und Hartmut... Mal eben bis Japan gefahren. Weil er eben Lust drauf hatte und nochmal was erleben wollte. Durch Afghanistan zurück. In Pakistan mehrere Wochen Hausarrest. Und stellt erstaunt fest, daß wir es sind. Er meine Berichte schon studiert hätte. Wo Ihr man immer langfahrt! Er würde nach mehreren bösen Stürzen wenn möglich nur noch Asphalt... Wir treffen uns rein zufällig mehrere Monate später wieder. Mensch, Hartmut, Du bist ne Wucht! Laß Dir Deine Freude nicht vermiesen! Mach einfach weiter! Leg los - egal, ob mit Hüpper oder schwerem Eimer. Held bleibt Held, Du Held! Feuer frei! Los geht's! |
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Da eiern sie so durch die Welt. Fern der Heimat. Auf mehr oder minder betagten zweirädrigen Eimern. Durch Staub und Busch. Drei Chaoten vier Wochen auf Heimat-Flucht. Drei Krüppel mit Zweirad-Spleen. Einer mit Wirbelsäulenproblemen durch Büro, neuerdings domestizierter Trägheit und Phlegmatismus. Einer mit nem knappen, zünftigem Genickbruch und striktem Arzt-seitigem Motorradverbot. |
Und einer, bei dem vermutlich nur noch ausgesprochen wenige Knochen nicht durch Motorradblödsinn gebrochen, lädiert und krumm wieder zusammgewachsen sind. Der sich regelmäßig neue Dellen zulegt wie andere die Unterwäsche. Da rollen sie also, die drei Chaoten, irgendwo mitten durch die georgische Pampa. Mit einem Federbein ohne Dämpfung. Kurz vor'm finalen Halleluja. Und kleiden sich in ein zufriedenes Lächeln. |
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Wir sitzen in traumhaftem Abendlicht auf dem Goderzi-Paß vor einer Holzhütte zusammen mit ein paar Georgiern, machen Pause nach mittlerweile teils nicht ganz trivialen, teils herrlichen knapp 350km, betrachten die untergehende Sonne vom 2.000m hohen Paß; erfreuen uns daran, wie sie in den bereits verschatteten Tälern im Westen versinkt, lassen die Gedanken schweifen gen Paravani-See und -tal, genießen die herrliche Ruhe. Kurz: Genau der richtige Platz, um ganz spontan keinen einzigen Schritt mehr zu tun. Bier zu ordern. Chatschapuri. Dazu einen schönen Tschatscha. Weltfrieden zelebrieren. Den lieben Gott nen guten Mann sein lassen. Und wider besseren Wissens begehen wir den so häufig gemachten Fehler und fahren weiter. Zum einzigen abgemachten Termin der gesamten Reise. Heute Abend, 130km entfernt, südlich Batumi bei lieben Bekannten. Und es kommt dicke. Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofott. Dunkelheit. Baustellen. Georgische Autofahrer im Rausch. Noch 100km. Thomas fährt 30km/h. Sagt, er sieht nix. Oha! Auch nicht, wenn ich mich mit Fernlicht und LED-Scheinwerfer neben ihn setze! Die Meter kriechen dahin. Die Zeit rückt unaufhaltsam vorwärts. Es ist lang dunkel. Es ist spät - zu spät. Noch viele Kilometer. Keine Möglichkeit, spontan ein Zelt aufzuschlagen. Sprung: Ich habe einen schleichenden Georgier überholt. Seitdem sitzt der geisteskranke Hund auf meinem Hinterrad! Enges Geläuf. Kurven. Felsen. Schmale Straßen. Ab und an eine Kuh. Gasgeben! Abstand aufbauen! Thomas kommt mit seiner Kaffeefahrt gemütlich hinterher. Wir machen die Unterkunft klar. Mitternacht ist nicht mehr bloß ein Gerücht. Ich hole Kay ein. Austausch per Zuruf. Der bekloppte Georgier taucht wieder auf. Gas! Ghebi. |
![]() [ Klick vergrößert Bild ] Wir fahren hart am Limit. An Licht ist alles aufgeboten, was wir angebaut haben. Noch zügiger ist kaum möglich. Wir werden bald nahe Batumi an einer Kreuzung stehen, uns kurz beratschlagen, feststellen, daß Thomas noch 2-3 Stunden benötigen wird. Grad stell ich fest, daß ich auf's Abendbierchen verzichte, um ggf. zurückfahren zu können - da hält der mobile Lamadecken-Kurier auf Propeller-Mopped plötzlich neben uns!! Ähem... 30km/h... wir extrem zackig... wie geht das denn?!? Wir werden noch eine schöne Nacht verbringen mit unseren Bekannten. Fakt jedoch bleibt: Wir hätten's spontan verschieben sollen. Morgen wär auch noch ein Tag gewesen. Keine Termine! Anhalten. Bierchen. Weltfrieden. Tschatscha & Chatschapuri. Weiterführende Infos: - Goderzi-Paß auf Karte - Paravani-See - Speise Chatschapuri - Stadt Batumi |
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Ja mei! Was man nicht alles in nur 6 Tagen erleben kann! Was man nicht alles sehen kann! Wieviele tolle Menschen treffen! Wie schön Bier und Tschatscha sich in diesem Lande trinken läßt! Wieviele Kühe pro Quadratmeter Asphaltstraße! Maximierte Grenzerfahrungen pro Zeiteinheit. | Georgien, Du altes Haus! Grade erst vorbei und ich könnt schon wieder! Gmadlob und mschwidobit, liebe Georgier! Es war wieder herrlich bei Euch. Das Herz sagt: Dreimal warst Du nun schon da - irgendwann folgt auch ein viertes Ma... ;) |